Du öffnest einen neuen Tab, und da ist es: ein leeres weißes Fenster. Keine Menüs, keine Buttons, keine Ablenkungen. Nur du und deine Worte. Das ist Kraa in Kurzform. Ein minimalistischer Markdown‑Editor, der Echtzeit‑Zusammenarbeit mit einer Chatfunktion kombiniert, gebaut für Menschen, die einfach schreiben wollen – ohne Schnickschnack.
Wer steckt hinter Kraa?
Kraa wurde 2025 von drei Machern aus der Schweiz gestartet: Lev Miseri, Josef Moudrik und Vilém Ries. Ihre ursprüngliche Idee war simpel, aber wirkungsvoll: ein digitales Blatt Papier zu schaffen, das auf Inhalt wartet, während Styling komplett vom Text getrennt bleibt. Sie wollten ein ablenkungsfreies Schreiberlebnis entwickeln, das zum Wesentlichen zurückkehrt.
Auffällig ist ihre bewusste Entscheidung, keine AI zu integrieren. Während der Rest der Tech‑Welt AI überall hineinpackt, setzen sie auf menschliches Schreiben. Sie entwickelten Kraa mit Svelte und ProseMirror und führten eine einzigartige „Writer Role“ für Chat‑ähnliche Zusammenarbeit ein. Die Plattform befindet sich derzeit noch in der öffentlichen Beta‑Phase, was heißt, dass du früh dabei bist, wenn du es jetzt ausprobierst.
Das Tool läuft auf Servern in der Schweiz und verlangt noch nicht einmal ein Konto, bevor du loslegst. Das wirkt angenehm frisch in einer Zeit, in der jede App erst deine E‑Mail-Adresse haben will, bevor du auch nur einen Buchstaben tippst.
Für wen ist Kraa gedacht?
Kraa ist für Schreibende gedacht, die Ruhe suchen. Für Leute, die sich in Notions endlosen Möglichkeiten verlieren oder von all den Buttons in klassischen Texteditoren genervt sind. Ideal für Minimalisten, die einfach nur eine leere Fläche wollen, und für kleine Communities, die gemeinsam schreiben möchten, ohne auf Corporate-Tools zurückzugreifen.
Aber es ist nicht für alle. Enterprise-Unternehmen, die erweiterte Rechte, Integrationen und Compliance-Features brauchen, sollten sich besser woanders umsehen. Und wenn du eigentlich nach AI-Unterstützung für deinen Schreibprozess suchst, bist du hier ebenfalls falsch. Die Entwickler haben sich bewusst dagegen entschieden, und das wird sich auch nicht ändern.
Was kann Kraa alles?
Kraa setzt auf Einfachheit, aber lass dich davon nicht täuschen. Unter der minimalistischen Oberfläche steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Alle Funktionen sind derzeit während der öffentlichen Beta kostenlos verfügbar, auch wenn sich das später ändern kann.
- Markdown editor: Du schreibst in Markdown, siehst aber direkt das Ergebnis. Keine komplizierten Codes merken, einfach tippen. Überschriften, Listen, Links – funktioniert alles wie erwartet.
- Real-time-Zusammenarbeit: Mehrere Personen können gleichzeitig im selben Dokument arbeiten. Du siehst die Cursor der anderen, Änderungen erscheinen sofort. Wie bei Google Docs, nur ohne den ganzen Ballast drumherum.
- In-line-Chat-Widget: Hier hebt Kraa seinen klaren Vorteil. Du kannst direkt im Dokument ein Chat-Widget öffnen, um dich mit Mitautor:innen abzustimmen. Kein ständiges Hin‑ und Herwechseln zu Slack oder WhatsApp, alles bleibt an einem Ort.
- Passwortschutz: Teile dein Dokument per Passwort. Einfach, aber wirkungsvoll für sensible Inhalte oder private Projekte. Keine komplizierten Berechtigungssysteme, nur ein Code, den du an die richtigen Leute weitergibst.
- Trennung von Inhalt und Styling: Das ist die Grundidee hinter Kraa. Dein Inhalt bleibt sauber, das Styling kommt später. So verirrst du dich beim Schreiben nicht sofort in Schriftarten und Farben. Erst schreiben, dann formatieren.
- Mobile Webversion: Keine nativen Apps, aber die Website läuft auf dem Smartphone. Du kannst auch unterwegs weiterarbeiten, wobei die Erfahrung auf einem größeren Bildschirm natürlich angenehmer ist.
Das Tool verzichtet bewusst auf viele Features, die du in anderen Editoren findest. Keine Templates, keine Datenbanken, keine Integrationen mit anderen Tools. Genau darum geht es. Kraa will, dass du schreibst – nicht, dass du Systeme verwaltest.
Was kostet Kraa?
Aktuell ist Kraa komplett kostenlos. Du musst nicht einmal ein Konto anlegen, um anzufangen. Website öffnen, losschreiben, und du bist dabei. Keine Kreditkarte, keine ablaufende Testphase, keine versteckten Kosten.
Allerdings befindet sich die Plattform noch in der öffentlichen Beta-Phase. Die Entwickler haben keine Informationen zu späteren Preisplänen geteilt. Es ist gut möglich, dass es später kostenpflichtige Optionen für zusätzlichen Speicher, mehr Kollaborationsfunktionen oder Premium-Features geben wird. Aber im Moment kannst du alles ohne Bezahlung nutzen.
Wenn du nach einem Schreibtool suchst und nicht sicher bist, ob Kraa zu dir passt, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, es auszuprobieren. Kein Risiko, keine Verpflichtungen. Einfach schauen, ob der minimalistische Ansatz zu deinem Workflow passt.
Worauf solltest du achten?
Kraa ist noch jung, und das merkt man. Die Tool-Version liegt bei 1.0, was bedeutet, dass dir Bugs begegnen können. Das häufigste Problem betrifft das Einfügen von Bildern. Reviewer berichten, dass die Navigation rund um Bilder etwas holprig ist und man manchmal hängen bleibt, wenn man direkt neben einem Bild Text einfügen möchte.
Das Interface bietet auch viel Weißraum. Für manche wirkt das angenehm ruhig, für andere wie verschenkter Platz. Auf einem 13‑Zoll‑Laptop siehst du nur wenige Textzeilen gleichzeitig, was nicht gerade fürs Übersichtliche sorgt. Anpassen kannst du das nicht, weil die Anpassungsoptionen begrenzt sind.
Dann ist da noch der Minimalismus an sich. Was für die einen ein Vorteil ist, ist für andere ein Dealbreaker. Wenn du an Notions Datenbanken, Obsidians Backlinks oder Words umfangreiche Formatierung gewöhnt bist, fühlt sich Kraa ziemlich reduziert an. Es gibt keine Versionshistorie, keinen Export in mehrere Formate, keine Integrationen mit anderen Tools. Du bekommst Markdown und Echtzeit‑Zusammenarbeit – und das war’s.
Wichtig ist auch: Da es ein webbasiertes Tool ist, bist du auf eine Internetverbindung angewiesen. Kein WLAN bedeutet keinen Zugriff auf deine Dokumente. Für Leute, die oft offline arbeiten oder volle Kontrolle über lokale Dateien brauchen, ist das ein Problem.
Kraa‑Alternativen
Kraa ist nicht der einzige Anbieter im Bereich minimalistischer Schreibtools. Hier sind die wichtigsten Alternativen und wann man sie wählen würde:
- Notion: Nimm das, wenn du mehr brauchst als nur Schreiben. Notion bietet Datenbanken, Kanban-Boards, Wikis und jede Menge Customization. Es ist deutlich komplexer als Kraa, aber dadurch auch stärker für Projektmanagement und Wissensorganisation.
- Obsidian: Das ist die richtige Wahl, wenn du volle Kontrolle über deine Dateien willst. Obsidian speichert alles lokal auf deinem Rechner und arbeitet offline-first. Die Lernkurve ist steiler, aber du bekommst Backlinks, Plugins und eine aktive Community. Für Echtzeit-Zusammenarbeit ist es weniger geeignet.
- Google Docs: Die sichere Option für Teams, die schon im Google-Ökosystem unterwegs sind. Weniger elegant als Kraa und nicht für Markdown gebaut, aber verlässlich, kostenlos und mit den bekannten Kollaborationstools, die praktisch alle schon kennen.
Jede Alternative hat ihren Platz. Kraa hebt sich durch den extremen Fokus auf ablenkungsfreies Schreiben und die besondere Kombination aus Markdown und In‑Line‑Chat ab. Wenn genau das dein Bedarf ist, sind die Alternativen eigentlich schon zu viel des Guten.
Häufig gestellte Fragen
Hier findest du die meistgestellten Fragen zu Kraa – kurz beantwortet:
Ist Kraa kostenlos nutzbar?
Ja, Kraa ist momentan komplett kostenlos. Du brauchst nicht einmal ein Konto, um loszulegen. Öffne einfach die Website und fang an zu schreiben. Da die Plattform noch in der öffentlichen Beta ist, könnten in Zukunft kostenpflichtige Pläne kommen, aber dazu gibt es bisher keine Ankündigung.
Hat Kraa AI‑Funktionen?
Nein, und das ist eine bewusste Entscheidung der Entwickler. Sie wollen den Fokus auf menschliches Schreiben halten, ohne KI‑Vorschläge oder automatische Texte. Wenn du gezielt nach KI‑Unterstützung im Schreibprozess suchst, solltest du ein anderes Tool wählen.
Wo werden meine Daten gespeichert?
Kraa läuft auf Servern in der Schweiz, innerhalb der EU. Deine Dokumente werden in Echtzeit gespeichert, ähnlich wie bei Google Docs. Es gibt keine Option für lokales Speichern, du bist also auf eine Internetverbindung und die Server von Kraa angewiesen.
Fazit
Kraa ist eine frische Brise in einem Markt voller überladener Schreibtools. Es hält genau das, was es verspricht: ein ablenkungsfreier Ort zum Schreiben, mit gerade genug Kollaborationsfunktionen, um für kleine Teams nützlich zu sein. Die bewusste Entscheidung gegen KI und für extreme Einfachheit wird nicht alle überzeugen, aber für diejenigen, die genau das suchen, ist es eine Wohltat.
Das Tool ist ideal, wenn du hauptsächlich schreibst und nicht in Features verloren gehen willst. Probier es ruhig aus, wenn dich die Komplexität von Notion frustriert oder du den Offline‑Fokus von Obsidian nicht brauchst. Aber sei dir der Einschränkungen bewusst: Bugs in der aktuellen Version, begrenzte Features und keine Offline‑Möglichkeiten. Für Power‑User, die fortgeschrittene Tools brauchen, ist Kraa zu simpel. Für Minimalisten, die Ruhe suchen, ist es genau richtig.





