Du machst täglich Notizen. Ideen, Meetings, spontane Gedanken, die du später wiederfinden möchtest. Aber ehrlich? Diese Notizen verschwinden oft im schwarzen Loch. Ich habe Reflect Notes zwei Monate intensiv genutzt und kann dir genau sagen, ob es die €10 pro Monat wert ist.
Reflect Notes: das Unternehmen
Reflect wurde von Alex MacCaw gegründet, einem Entwickler, der zuvor Clearbit aufgebaut hat. Er verkaufte das Unternehmen und fragte sich: Warum sind Notiz-Apps immer noch so schlecht? Zu langsam, zu kompliziert oder einfach nicht sicher genug.
Der Fokus liegt auf Geschwindigkeit und Privatsphäre. Während Notion alles für alle sein will, entscheidet sich Reflect bewusst für weniger. Keine Datenbanken. Kein Projektmanagement. Einfach: Gedanken schnell festhalten und später über Backlinks wiederfinden.
Das Interessante? Sie nutzen End-to-End-Verschlüsselung. Selbst sie können deine Notizen nicht lesen. Für alle, die sensible Informationen festhalten – Berater, Therapeuten, Journalisten – ist das kein Luxus, sondern Pflicht.
Für wen ist Reflect Notes eigentlich?
Das ist kein Tool für Studierende, die ihre erste Notiz-App suchen. Dafür ist es zu teuer und zu minimalistisch. Reflect ist für Profis gebaut, die täglich schreiben und denken.
Denk an: Berater, die Client-Meetings dokumentieren. Schreibende, die Ideen miteinander verknüpfen. Researchers, die ihre Quellen im Blick behalten. Leute, die journalen und darin Muster erkennen wollen. Wenn du mit Informations‑Overload kämpfst und deine Notizen nie wiederfindest, kann Reflect helfen.
Aber nicht für alle. Fehlt dir Struktur? Willst du Ordner und Unterordner? Dann wird das frustrieren. Suchst du eine kostenlose Option? Schau dir Obsidian an. Willst du Aufgaben neben deinen Notizen verwalten? Dann sind Notion oder Capacities besser.
Features von Reflect Notes
Mal ehrlich: Reflect kann weniger als die meisten Notiz‑Apps. Und genau das ist der Punkt.
- Networked note-taking (Backlinks) – Tippe [[Name]] und du verlinkst zu einer anderen Notiz. Ein Klick, und du siehst alle Stellen, an denen du über das Thema geschrieben hast. Ich nutze das für Personen: [[Jan]] verlinkt automatisch auf alle Meetings und Ideen, die mit Jan zu tun haben. Keine Ordner nötig.
- AI Integration (GPT-4 & Whisper) – Das ist wirklich gut. Markiere Text, drück cmd+J, und die KI fasst zusammen, verbessert oder erweitert. Noch besser ist die Voice-Transkription. Sprich beim Spazieren in dein Telefon, und Whisper wandelt es in Text um. Funktioniert überraschend genau, auch mit Niederländisch.
- End-to-end-Verschlüsselung – Deine Notizen werden verschlüsselt, bevor sie dein Gerät verlassen. Reflect kann sie nicht lesen. Behörden können sie sie nicht anfordern. Für Therapienotizen oder strategische Geschäftspläne ist das essenziell. Aber Achtung: Passwort vergessen = Daten weg.
- Calendar integration (Google & Outlook) – Jeder Termin bekommt automatisch eine Notiz mit Teilnehmenden und Agenda. Schreib während des Meetings, und alles ist sauber nach Datum organisiert. Kein Nerv mit Titeln ausdenken oder speichern.
- Kindle & Readwise sync – Highlights aus deinen E-Books landen automatisch drin. Ich markiere etwas in einem Buch auf meinem Kindle, und am nächsten Tag steht es in Reflect. Kombinierst du das mit Backlinks, baust du dir wirklich ein Wissensnetzwerk auf.
- Daily notes & Journaling – Jeden Tag öffnet sich automatisch eine neue Notiz mit dem Datum. Schreib, was du willst. Nach einem Monat erkennst du Muster. Ich nutze es für Standups: Was habe ich gestern gemacht, was mache ich heute, wo hakt es.
- Web clipper (Chrome & Safari) – Siehst du einen interessanten Artikel? Clip ihn zu Reflect. Der Text wird gespeichert, nicht nur der Link. Praktisch für Research, aber ehrlich: Readwise Reader macht das besser.
Diese Kalenderintegration verdient besondere Aufmerksamkeit. Klingt simpel, verändert aber, wie du Meetings erlebst. Kein Stress mehr wegen „wo notiere ich das nochmal“. Reflect öffnen, Meeting steht da, lostippen. Später nach Name oder Datum suchen und alles wiederfinden. Für alle mit 5+ Meetings pro Tag ist das Gold wert.
Die AI‑Funktion nutze ich anders als erwartet. Nicht zum Schreiben von Texten, sondern um meine eigenen chaotischen Notizen aufzuräumen. Nach einem Brainstorming habe ich 20 lose Sätze. Alles markieren, die AI um Struktur bitten, und ich bekomme eine lesbare Zusammenfassung. Fühlt sich an wie ein Assistent, der wirklich mitdenkt.
Reflect Notes Preis
Und dann der Preis. 10 $ pro Monat oder 120 $ pro Jahr. Kein Gratis‑Plan. Aber 14 Tage Trial.
Ist das viel? Ja. Obsidian ist kostenlos. Logseq ist kostenlos. Für 120 € pro Jahr bekommst du auch ein Jahr Notion Plus, das deutlich mehr kann. Oder du kaufst einfach Obsidian Sync für 96 € pro Jahr und hast vergleichbare Funktionen.
Aber hier ist der Punkt: Reflect ist schneller. Wirklich schneller. Obsidian wirkt träge mit großen Vaults. Notion lädt manchmal 3 Sekunden. Reflect öffnet sofort. Für alle, die die App täglich 10–20 Mal öffnen, erspart das richtig Frust.
Zahlst du für Features? Teilweise. Zahlst du für Geschwindigkeit und Fokus? Vor allem das. Wenn dir 10 € pro Monat zu viel sind, ist das nicht dein Tool. Wenn dir Zeit mehr wert ist als Geld, kann das eine der besten Investitionen sein.
Worauf solltest du achten?
Okay, Zeit für Ehrlichkeit. Denn Reflect ist nicht perfekt.
Keine Ordner. Wirklich gar keine Ordner. Alles ist eine große Liste mit Backlinks. Für alle, die seit 10 Jahren in Ordnerstrukturen denken, ist das erstmal ungewohnt. Ich habe es in der ersten Woche ständig vermisst. Jetzt nicht mehr, aber der Übergang ist schwierig.
Die Formatierungsoptionen sind begrenzt. Keine Farben. Keine Highlights. Keine fancy Blocks wie in Notion. Du bekommst Überschriften, fett, kursiv, Bullets und Links. Das war’s. Für alle, die visuell arbeiten, ist das ziemlich mager.
Und der Preis bleibt ein Thema. 120 $ pro Jahr für eine Notiz-App fühlt sich teuer an, Punkt. Besonders wenn man gerade erst anfängt und noch nicht weiß, ob networked thinking zu einem passt. Die 14‑Tage‑Trial ist zu kurz, um wirklich ein Wissensnetzwerk aufzubauen.
Keine Android-App. Wenn du ein Android‑Telefon hast, geht’s nur über den Browser. Das funktioniert, ist aber nicht dasselbe wie eine native App. Für ein Tool, das Mobilität verspricht, ist das seltsam.
Task-Management ist minimal. Du kannst Checkboxen setzen, aber keine Due Dates, keine Prioritäten, keine Filter. Wer GTD oder Projektmanagement sucht: Das ist es nicht.
Was sagen andere?
Die Reviews sind erstaunlich einheitlich. Alle loben die Geschwindigkeit. „Snappiest note-taking app“ taucht in jeder Review wieder auf. Die AI‑Transkription wird oft als die beste Whisper‑Implementierung genannt, die sie kennen.
Der Daily‑Note‑Workflow bekommt viel Liebe. Leute beschreiben ihn als beruhigend. Du musst nicht überlegen, wo etwas hingehört, du schreibst einfach in den jeweiligen Tag.
Aber der Preis bleibt ein Diskussionspunkt. Auf Reddit liest man oft: „Love it, but $1/month is steep.“ Besonders Studierende und Einsteiger finden es zu teuer im Vergleich zu kostenlosen Alternativen.
Das Fehlen von Database‑Funktionen wird von Notion‑Nutzern vermisst. Sie wollen Tabellen, Filter, Views. Reflect macht das bewusst nicht, aber für alle, die von Notion kommen, fühlt es sich wie ein Downgrade an.
Und dann diese Ordnerstruktur. Oder besser: das Fehlen davon. Manche finden es befreiend. Andere macht es wahnsinnig. In den Reaktionen gibt es keinen Mittelweg.
Reflect Notes Alternativen
Passt das nicht ganz? Dann schau dir diese Optionen an:
- Obsidian – Kostenlos und arbeitet mit lokalen Dateien. Nimm das, wenn du vollständige Kontrolle über deine Daten willst und kein Abo zahlen möchtest. Etwas weniger schnell, aber mit deutlich mehr Plugins und Anpassungsmöglichkeiten.
- Roam Research – Der Pionier im „networked thought“, aber teurer ($1 pro Monat). Nimm das, wenn du das originale „Cult“-Tool mit einer sehr aktiven Community willst. Mehr Features, aber auch mehr Komplexität.
- Logseq – Open-Source- und Privacy-first-Outliner. Nimm das, wenn du eine Open-Source-Alternative suchst, die auch lokal läuft. Kostenlos, aber weniger poliert als Reflect.
Häufige Fragen
Gibt es einen kostenlosen Plan?
Nein. Reflect hat keinen kostenlosen Plan. Du bekommst aber eine 14‑Tage‑Testphase. Danach zahlst du 10 $ pro Monat oder 120 $ pro Jahr. Keine Gratisoption für Studierende oder Non‑Profits.
Gibt es eine Android‑App?
Nein, und das ist frustrierend. Du kannst Reflect im Browser auf Android nutzen, aber es gibt keine native App. Für iOS, macOS und Web läuft es problemlos. Android‑Nutzer sind hier zweite Wahl.
Sind meine Notizen sicher?
Ja. Reflect nutzt End‑to‑End‑Verschlüsselung. Das heißt, deine Notizen werden auf deinem Gerät verschlüsselt, bevor sie in die Cloud gehen. Selbst Reflect kann sie nicht lesen. Passwort vergessen? Dann sind deine Daten weg. Keine Backdoor, keine Wiederherstellung.
Fazit
Reflect Notes ist teuer, minimalistisch und bewusst eingeschränkt. Und trotzdem ist es meine tägliche Notiz‑App geworden.
Nicht weil es alles kann. Sondern weil es wenig macht, aber das extrem gut. Diese Geschwindigkeit macht wirklich einen Unterschied. Kein Warten, keine Ladebildschirme, einfach sofort losschreiben. Wenn du 20+ Mal am Tag Notizen machst, ist das kein Luxus.
Die Backlinks funktionieren wie versprochen. Meine Notizen sind jetzt wirklich ein Netzwerk statt einzelner Dokumente. Ich finde Dinge wieder, die ich sonst vergessen hätte. Muster werden sichtbar.
Aber die 120 € pro Jahr bleiben eine harte Entscheidung. Bist du Student? Nimm Obsidian. Fängst du gerade erst mit Notizen an? Probier erst kostenlose Optionen. Willst du Datenbanken und Projektmanagement? Bleib bei Notion.
Reflect ist für Profis, die täglich denken und schreiben. Für alle, für die Geschwindigkeit und Fokus mehr wert sind als Features. Für alle, für die Privatsphäre nicht verhandelbar ist. Wenn das auf dich zutrifft, sind die 10 € pro Monat wahrscheinlich die sinnvollste Investition, die du dieses Jahr machst. Wenn nicht, gibt es bessere Optionen.








